372. Es ist das Heil uns kommen her

1 Es ist das Heil uns kommen her,
von Gnad und lauter Güten,
die Werke helfen nimmermehr,
sie mögen nicht behüten;
der Glaub sieht Jesum Christum an,
der hat g'nug für uns all gethan,
er ist der Mittler worden.

2 Was Gott im G'setz geboten hat,
da man es nicht konnt halten,
erhob sich Zorn und große Noth
vor Gott so manigfalten;
vom Fleisch wolt nicht heraus der Geist,
vom G'setz erfordert allermeist,
es war mit uns verloren.

3 Es war ein falscher Wahn dabei,
Gott hätt sein G'setz drum geben,
als ob wir möchten selber frei
nach seinem Willen leben;
so ist es nur ein Spiegel zart,
der uns zeigt an die sündig Art,
in unserm Fleisch verborgen.

4 Nicht möglich war, die selbid Art
aus eignen Kräften lassen,
wiewohl es oft versuchet ward,
noch mehrt sich Sünd ohn Maaßen;
denn Gleißnerswerk Gott hoch verdammt
und jedem Fleisch der Sünden Schand
allzeit war angeboren.

5 Noch mußt das G'setz erfüllet sein,
sonst wär'n wir all verdorben,
darum schickt Gott sein'n Sohn herein,
der selber Mensch ist worden:
das ganz Gesetz hat er erfüllt,
damit seins Vaters Zorn gestillt,
der über uns ging alle.

6 Und wenn es nun erfüllet ist
durch den, der es konnt halten,
so lerne jetzt ein frommer Christ
des Glaubens recht Gestalten:
nicht mehr denn lieber Herre mein,
dein Tod soll mir das Leben sein,
du hast für mich bezahlet.

7 Daran ich keinen Zweifel trag,
dein Wort kann nicht betrügen:
nun sagst du, daß kein Mensch verzag,
das wirst du nimmer lügen:
wer gläubt an dich und wird getauft,
demselben ist der Himm'l erkauft,
daß er nicht werd verloren.

8 Er ist gerecht vor Gott allein,
der diesen Glauben fasset;
der Glaub giebt aus von ihm den Schein,
so er die Werk nicht lässet;
mit Gott der Glaub ist wohl daran,
dem Nächsten wird die Lieb Gut's thun,
bist du aus Gott geboren.

9 Es wird die Sünd durchs G'setz erkannt
und schlägt das G'wissen nieder,
das Evangeli kommt zu Hand,
und Stärkt den Sünder wieder,
und spricht: Nur kriech zum Kreuz herzu,
im G'setz ist weder Rast noch Ruh
mit allen seinen Werken.

10 Die Werk diekommen g'wißlich her
aus einem rechten Glauben;
denn das nicht rechter Glaube wär,
dem man der Werk wollt rauben;
doch macht allein der Glaub gerecht,
die Werke sind des Nächsten Knecht,
dabei wirn'n Glauben merken.

11 Die Hoffnung wart't der rechten Zeit,
was Gottes Wort zusaget,
wenn das geschehen soll zu Freud,
setzt Gott kein G'wisse Tage;
er weiß wohl, wenns am besten ist
und braucht an uns kein arge List,
deß soll'n wir ihm vertrauen.

12 Ob sichs anließ, als wollt er nicht,
laß dich es nicht erschrecken;
denn wo er ist am besten mit,
da will ers nicht entdecken;
sein Wort laß dir gewißer sein,
und ob dein Fleisch spräch lauter Nein,
so laß doch dir nicht grauen.

13 Se Lob und Ehr mit hohem Preis
um dieser Gutheit willen,
Gott Vater, Sohn, heiligem Geist,
der woll mit Gnad erfüllen,
was er in uns ang'fangen hat
zu Ehren seiner Majestät,
daß heilig werd sein Name.

14 Sein Reich zukomm, sein Will auf Erd
sieh, wie im Himmelsthrone,
das täglich Brod noch heut uns werd,
wollst unsre Schuld verschone,
als wir auch unsern Schuldnern thun,
mach uns nicht in Versuchung stahn,
lös uns vom Uebel, Amen.

Text Information
First Line: Es ist das Heil uns kommen her
Author: P. Speratus, 1484-1554
Language: German
Publication Date: 1872
Topic: Glaubenslieder; Faith Songs
Notes: Mel. Es ist das Hiel uns kommen her
Tune Information
(No tune information)



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