122. Das Geleite auf der Creuz-Straße Christi

Die Seele:
1 So gehst Du nun, mein Jesu
hin, für mich den Tod zu leiden,
für mich, der ich ein Sünder bin,
der Dich betrübt mit Freuden:
Wohlan! fahr' fort,
Du edler Hort!
mein' Augen sollen fließen
ein Thränen-See,
mit Ach und Weh,
Dein Leiden zu begießen.

Jesus:
2 Ach! Sünd, du schädlich Schlangen-Gift,
wie weit kannst du es bringen!
dein Lohn, der Fluch mich jetzt betrifft,
in Tod thut er mich zwingen.
Jetzt kömmt die Nacht,
der Sünden Macht,
fremd' Schuld muß ich abtragen;
betracht' es recht,
du Sünden-Knecht!
nun darfst du nicht verzagen.

Seele:
3 Ich, ich, Herr Jesu, sollte zwar
der Sünden Strafe leiden,
an Leib und Seel', an Haut und Haar,
auch ewig aller Freuden
beraubet sein,
und leiden Pein,
Ss nimmst Du hin die Schulde;
Dein Blut und Tod
bringt mich vor Gott,
ich bleib in Deiner Hulde.

Jesus:
4 Ja, liebe Seel', ich büß' die Schuld,
die du hätt'st sollen büßen,
erkenne daraus meine Huld,
die ich dich lass' genießen,
ich wähl' den Fluch,
dieweil ich such'
vom Fluch dich zu befreien;
denk meiner Lieb',
durch deren Trieb
die Segen dir gedeihen.

Seele:
5 Was kann für solche Liebe Dir,
Herr Jesu, ich wohl geben?
Ich weiß und finde nichts an mir;
doch will, weil ich werd' leben,
mich eigen Dir,
Herr, nach Gebühr,
zu dienen ganz verschreiben,
auch nach der Zeit
in Ewigkeit
Dein Diener sein und bleiben.

Text Information
First Line: So gehst Du nun, mein Jesu
Title: Das Geleite auf der Creuz-Straße Christi
Author (attributed to): M. Casp. Friedr. Nachtenhöfer (1685)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Vom Leiden, Sterben und Begräbniß unsers Herrn Jesu Christi; Suffering, Dying and Burial of Christ
Notes: Mel. Das Jesulein soll doch mein Trost; Might be authoried by Dr. Chrsitian Korthold, 1694
Tune Information
(No tune information)



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