171. Gott, du stifter aller wonne

1 Gott, du stifter aller wonne,
Dessen gnadenschein durchwirkt,
Was allhier die heisse sonne
Mit dem weiten strahl umzirkt,
dich muß aller athem loben,
Was auf erden, unten, oben.

2 Alles wild, was auf der heyden,
Was durch büsch und hecken geht,
Alles rindvieh auf der weiden,
Was im stall und hürden steht
Was auf bäum und felsen glimmet,
Was durch see und flüsse schwimmet.

3 Auch die schaar, die man in lüften
Allenthalben singen hört,
Und di ohen kunst und schriften
Uns die sorgen meiden lehrt,
Muß vor dir die stimm erheben,
ųß mit furtcht die ehre geben.

4 Alle gräslein in den feldern,
Alles was in gärten blüht,
Alle blumen in den wäldern,
Alles was man grümen steht
ųß, wenn gleich die menschen schweigen,
Deinen ruhm und macht bezuegen.

5 Wie solt ich denn diß verheelen
Was das stumme laubwerk preißt?
Solt ich nicht vielmehr erzählen,
Was du, Herr, mir hast erweißt?
Mit, der ich mit bösem leben
Anlaß dir zum zorn gegeben.

6 Du hast mich aus nichts formiret,
Hast von sünden mich erlößt,
Hast mich mit verstand gezieret
Und durch deinen geist getröst,
Hast mich dir zum dienst erwählet,
Von verdammniß los gezäblet.

7 Du läßt mir zu gut ausspriessen
Bäume, kräuter, öhl und most,
Daß ich dessen kan geniessen,
Gibst mir wild und vieh zur kost.
Erde, meer und luft kan geben,
Was mir noth in meinem leben.

8 Wer kan deine güt erzählen?
Herr, dis ist vor mich zu viel,
Zeit und wort und kräfte fehlen,
Denn dein hülf ist ohne ziel,
Drum so laß mein kindlich fallen
Dir in einsalt, Herr, gefallen.

Text Information
First Line: Gott, du stifter aller wonne
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Von der Schöpfung; Creation
Notes: Mel. Herr ich habe mißgeh.
Tune Information
(No tune information)



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