288. Herr, deine rechte und gebot

1 Herr, deine rechte und gebott,
Darnach wir sollen leben,
Wolst du mir, o getreuer Gott,
Ins herze selber geben:
Daß ich zum guten willig sey,
Mit sorgfalt und ohn heucheley,
Was du befiehlst, vollbringe,

2 Gib, daß ich dir allein vertrau;
Allein dich fürcht und liebe,
Auf menschen-hülf und trost nicht bau,
In deiner furcht mich übe,
Daß grosser leute gnad und gunst,
Gewalt, macht, reichtum, wit und kunst,
Mir nicht zum abgott werde.

3 Hilf, daß ich deinen gnadebund
Aus deinem wort erkenne,
Auch nicht unnützlich mit dem mund,
herr, deinen namen nenne;
Daß ich bedenke alle tag,
Wie stark mich meine tauf-zufag
Zu deinem dienst verbinde.

4 Laß mich am tage deiner ruh
Mit andacht vor dich treten,
Die zeit auch heilig bringen zu
Mit danken und mit beten:
Daß ich hab alle lust an dir,
Dein wort gern höre, und dafür
Herzinniglich dich preise.

5 Die eitern, lehre, obrigkeit,
So vorgesett mir werden,
Laß mich ja ehren allezeit,
Daß mir wohl geb auf erden;
Für ihre treu und fleiß laß mich,
Auch wenn sie werden wunderlich,
Gehorsam seyn und dankbar.

6 Hilf, daß ich nimmer eigne rach,
Aus zorn und feindschaft übe;
Dem, der mir anthut trotz und schmach,
Verzeihe, und ihn lieb;
Sein glück und wohlfahrt jedem gönn,
Auch schau, ob ich ihm dienen könn,
Und thu es dann mit freuden.

7 Unreine werk der finsterniß
Laß mich mein lebtag meiden,
Daß ich nicht für die lustseuch müß
Der höllen quaal dort leiden;
Scaff in mir, Gott, ein reines herz
Daß ich schandbare wort und scherz,
Nebst anders sünden, fliehe.

8 Gib, Herr, daß ich mich redlich nehr,
Und böser ränke schäme;
Mein herz vom geitz und unrecht kehr,
Auch nichts durch list hinnehme;
Und von der arbeit meiner händ,
Was übrig ist, auf arme wend,
Und nicht auf pracht und hoffarth.

9 Hilf, daß ich meines nächsten glimpf
Zu retten mich befleisse,
Von ihm abwende schmach und schimpf;
Doch böses nicht gut heisse.
Gib, daß ich lieb aufrichtigkeit,
Und abscheu habe jederzeit
An lästerung und lügen.

10 Laß mich des nächsten haus und gut
Nich wünschen noch begehren:
Was aber mir von möthen thut,
Des wolst du mich gewähren;
Doch, daß es niemand schädlich sey,
Ich auch ein ruhig herz dabey,
Und deine gunst behalte.

11 Ach! Herr, ich wolte deine recht',
Und deinen heilgen willen,
Wie mir gebühret, deinem knecht,
Ohn mangel gern erfüllen;
So fühle ich, Was mir gebricht,
Und wie ich das geringste nicht
Vermag aus eignen kräften.

12 Drum gib du mir von deinem thron,
Gott Vater, gnad und stärke;
Verleib, o Jesu, Gottes Sohn,
Daß ich thu rechte werke;
O heilger Geist, hilf daß ich dich
Von ganzem herzen, und als mich,
Ohn falsch, den nächsten liebe

Text Information
First Line: Herr, deine rechte und gebot
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Christlichen Leben and Wandel; Christian Life and Change
Notes: Mel. Sey lob und ehr dem h.
Tune Information
(No tune information)



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