237. Es ist das heil uns kommen her

1. Es ist das heil uns kommen her,
Von gnad' und lauter güte,
Die werk' die helfen nimmermehr,
Sie mögen nicht behüten;
Der glaub' sieht Jesum Christum an,
Der hat g'nug für uns all' gethan,
Er ist der mittler worden.

2. Was Gott im g'setz geboten hat,
Da man es nicht konnt' halten,
Erhub sich zorn und große noth,
Vor Gott so mannigfalte,
Vom fleisch wollt nicht heraus der geist,
Vom g'setz erfordert allermeist,
Es war mit uns verloren.

3. Es war ein falscher wahn dabei,
Gott hätt' sein g'setz drum geben,
Als ob wir möchten selber frei
Nach seinem willen leben;
So ist es nur ein spiegel zart,
Der uns anzeigt die sünd'ge art,
In unserm fleisch verborgen.

4. Nicht möglich war, dieselbe art
Aus eignen kräften lassen,
Wie wohl es oft versuchet ward;
Doch mehrt' sich sünd' ohn' maßen;
Denn gleißnerswerk Gott hoch verdammt,
Und je dem fleisch der sünden schand
Allzeit war angeboren.

5. Noch mußt' das g'setz erfüllet sein,
Sonst wär'n wir all' verdorben,
Darum schickt Gott sein'n Sohn herein,
Der selber mensch ist worden:
Das ganz' gesetz hat er erfüllt,
Damit sein's Vaters zorn gestillt,
Der über uns ging alle.

6. Und wenn es nun erfüllet ist
Durch den, der es konnt' halten;
So lerne jetzt ein frommer christ
Des glaubens recht' gestalte:
Nicht mehr, denn lieber Herre mein,
Dein tod soll mir das leben sein,
Du hast für mich bezahlet.

7. Daran ich keinen zweifel trag',
Dein wort kann nicht betrügen;
Nun sagst du, daß kein mensch verzag',
Das wirst du nimmer lügen:
Wer gläubt an dich und wird getauft,
Demselben ist der himm'l erkauft,
Daß er nicht werd' verloren.

8. Er ist gerecht vor Gott allein,
Der diesen glauben fasset;
Der glaub' gibt aus von ihm den schein,
So er die werk' nicht lässet;
Mit Gott der glaub' ist wohl daran,
Dem nächsten wird die lieb' gut's thun,
Bist du aus Gott geboren.

9. Es wird die sünd' durch's g'setz erkannt,
Und schlägt das g'wissen nieder,
Das evangeli kömmt zu hand
Und stärkt den sünder wieder,
Es spricht: nur kreuch zum kreuz herzu,
Im g'setz ist weder rast noch ruh,
Mit allen seinen werken.

10. Die werk', die kommen g'wißlich her
Aus einem rechten glauben;
Denn das nicht rechter glaube wär',
Dem mann die werk' wollt' rauben;
Doch macht allein der glaub' gerecht,
Die werke sind des nächsten knecht,
Dabei wir'n glauben merken.

11. Die hoffnung war't der rechten zeit,
Was Gottes wort zusaget,
Wenn das geschehen soll zu freud',
Setzt Gott kein' g'wisse tage,
Er weiß wohl, wenn's am besten ist
Und braucht an uns kein' arge list,
Deß soll'n wir ihm vertrauen.

12. Ob sich's anließ, als wollt' er nicht,
So laß dich's nicht erschrecken;
Denn wo er ist am besten mit,
Da will er's nicht entdecken;
Sein wort laß dir gewisser sein,
Und ob dein herz spräch' lauter nein,
So laß doch dir nicht grauen.

13. Sei lob und ehr' mit hohem preis
Um dieser gutthat willen,
Gott Vater, Sohn, heiligem Geist,
Der woll' mit gnad' erfüllen,
Was er in uns ang'fangen hat
Zu ehren seiner majestät,
Daß heilig werd' sein name.

14. Sein reich zukomm', sein will' auf erd'
G'scheh', wie im himmelsthrone,
Das täglich' brod ja heut uns werd',
Wollst unser schuld verschonen,
Wie wir auch unsern schuld'gern thun,
Laß uns nicht in versuchung stahn,
Lös' uns vom übel, Amen.

Text Information
First Line: Es ist das heil uns kommen her
Author: Paulus Speratus (1554)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Vom Glauben und der Rechtfertigung
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