320. Nun sich der tag geendet hat

1. Nun sich der tag geendet hat,
Und keine sonn' mehr scheint,
Schläft alles, was sich abgematt't,
Und was zuvor geweint.

2. Nur du, mein Gott! hast keine rast,
Du schläfst, noch schlummerst nicht,
Die finsterniß ist dir verhaßt,
Weil du bist selbst das licht.

3. Gedenke, Herr! doch auch an mich
In dieser finstern nacht,
Und schenke mir genädiglich
Den schirm von deiner wacht.

4. Wend' ab des satans wütherei
Durch deiner engel schaar,
So bin ich aller sorgen frei,
Und bringt mir nichts gefahr.

5. Zwar fühl ich wohl der sünden schuld,
Die mich bei dir klagt an;
Doch aber deines Sohnes huld,
Hat g'nug für mich gethan.

6. Den setz' ich dir zum bürgen ein,
Wenn ich muß vor gericht,
Ich kann ja nicht verloren sein
In solcher zuversicht.

7. Darauf thu' ich mein' augen zu,
Und schlafe fröhlich ein.
Mein Gott wacht jetzt in meiner ruh',
Wer wollte traurig sein?

8. Weicht, nichtige gedanken, hin,
Wo ihr habt euren lauf,
Ich baue jetzt in meinem sinn,
Gott einen tempel auf.

9. Soll diese nacht die letzte sein
In diesem jammerthal,
So führ' mich, Herr! in himmel ein,
Zur auserwählten schaar.

10. Und also leb' und sterb' ich dir,
Du starker Zebaoth!
Im tod und leben hilf du mir
Aus aller angst und noth.

Text Information
First Line: Nun sich der tag geendet hat
Author: Dr. Johann Friedr. Herzog (1699)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Abend-Lieder
Tune Information
(No tune information)



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