329. In allen meinen thaten

1. In allen meinen thaten
Laß ich den Höchsten rathen,
Der alles kann und hat;
Er muß zu allen dingen,
Soll's anders wohl gelingen,
Selbst (darzu) geben rath und that.

2. Nichts ist es spät und frühe
Um alle meine mühe,
Mein sorgen ist unsonst;
Er mag's mit meinen sachen
Nach seinem willen machen,
Ich stell's in seine (vaters) gunst.

3. Es kann mir nichts geschehen,
Als was er hat versehen,
Und was mir selig ist,
Ich nehm' es, wie er's giebet,
Was ihm von mir geliebet,
Das (selbe) hab' ich auch erkies't.

4. Ich traue seiner gnaden,
Die mich für allem schaden,
Für allem übel schützt;
Leb' ich nach seinen sätzen,
So wird mich nichts verletzen,
Nichts fehlen, was mir (ewig) nützt.

5. Er wolle meiner sünden
In gnaden mich entbinden,
Durchstreichen meine schuld;
Er wird auf mein verbrechen
Nicht stracks das urtheil sprechen
Und (mit mir) haben noch geduld.

6. Ich zieh' in ferne lande,
Zu nützen einem stande,
Darin er mich bestellt,
Sein segen wird mir lassen,
Was gut und recht ist fassen,
Zu dienen (treulich) seiner welt.

7. Bin ich in wilden wüsten,
So bin ich doch bei Christen,
Und Christus ist bei mir,
Der helfer in gefahren,
Der kann mich wohl bewahren,
Wie dorten so auch (also) hier.

8. Er wird zu diesem reisen
Gewünschten fortgang weisen,
Wohl helfen hin un her;
Gesundheit, heil und leben,
Zeit, wind und wetter geben,
Und alle, (alles) nach begehr.

9. Sein engel, der getreue,
Macht meine feinde scheue,
Tritt zwischen mich und sie,
Durch seinen zug, den frommen,
Sind wir so weit nun kommen,
Und wissen (demnach) fast nicht wie.

10. Leg' ich mich späte nieder,
Erwach' ich frühe wieder,
Lieg' oder zieh ich fort,
In schwachheit und in banden,
Und was mir stößt zu handen,
So tröstet mich (allzeit) sein wort.

11. Hat er es denn beschlossen,
So will ich unverdrossen
An mein verhängniß gehn,
Kein unfall unter allen,
Wird mir zu harte fallen,
Ich will ihn (männlich) überstehn.

12. Ihm hab' ich mich ergeben,
Zu sterben und zu leben,
So bald er mir gebeut;
Es sei heut' oder morgen,
Dafür laß ich ihn sorgen,
Er weiß die rechte (helfens) zeit.

13. Gefällt es seiner güte,
Und sagt mir mein gemüthe
Nicht was vergeblich's zu,
So werd' ich Gott noch preisen
In manchen schönen weisen
Daheim in meiner (stillen) ruh'.

14. Indeß wird er den meinen
Mit segen auch erscheinen,
Ihr schutz wird meiner sein;
Wird beiderseits gewähren,
Was unser wunsch und zähren
Ihn bitten (können) überein.

15. So sei nun, seele! seine,
Und traue dem alleine,
Der dich geschaffen hat;
Es gehe, wie es gehe,
Dein Vater in der höhe
(Der) weiß (zu) allen sachen rath.

Text Information
First Line: In allen meinen thaten
Author: Dr. Paul Flemming (1640)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Standes-und Berufs-Lieder: Reise-Lieder
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