366. Ist Gott für mich, so trete

1. Ist Gott für mich, so trete
Gleich alles wider mich,
So oft ich ruf' und bete,
Weicht alles hinter sich.
Hab' ich das haupt zum freude,
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir thun der feinde
Und widersacher rott'?

2. Nun weiß und gläub' ich feste,
Ich rühm's auch ohne scheu,
Daß Gott, der höchst' und beste,
Mein freund und vater sei,
Und daß in allen fällen
Er mir zur rechten steh',
Und dämpfe sturm und wellen,
Und was mir bringet weh.

3. Der grund, da ich mich gründe,
Ist Christus und sein blut,
Das machet, daß ich finde
Das ew'ge wahre gut.
An mir und meinem leben
Ist nichts auf dieser erd',
Was Christus mir gegeben,
Das ist der liebe werth.

4. Mein Jesus ist mein' ehre,
Mein glanz und schönes licht,
Wenn der nicht in mir wäre,
So dürft' und könnt' ich nicht
Für Gottes augen stehen,
Und für dem strengen sitz,
Ich müßte stracks vergehen,
Wie wachs in feuers hitz'.

5. Mein Jesus hat gelöschet,
Was mit sich führt den tod,
Der ist's, der mich rein wäschet,
Macht schneeweiß, was ist roth,
In ihm kann ich mich freuen,
Hab' einen heldenmuth,
Darf kein gerichte scheuen,
Wie sonst ein sünder thut.

6. Nichts, nichts kann mich verdammen,
Nichts nimmet mir mein herz,
Die höll' und ihre flammen,
Die sind mir nur ein scherz,
Kein urtheil mich erschrecket,
Kein unheil mich betrübt,
Weil mich mit flügeln decket
Mein Heiland, der mich liebt.

7. Sein Geist wohnt mir im herzen,
Regieret meinen sinn,
Vertreibet sorg' und schmerzen,
Nimmt allen kummer hin,
Gibt segen und gedeihen
Dem, was er in mir schafft,
Hilft mir das Abba schreien
Aus aller meiner kraft.

8. Und wenn an meinem orte
Sich furcht und schrecken find't,
So seufzt und spricht er worte,
Die unaussprechlich sind
Mir zwar und meinem munde,
Gott aber wohl bewußt,
Der an des herzens grunde
Ersiehet seine lust.

9. Sein Geist spricht meinem geiste
Manch' süßes trostwort zu,
Wie Gott dem hülfe leiste,
Der bei ihm suchet ruh':
Und wie er hab' erbauet
Ein' edle neue stadt,
Da aug' und herze schauet,
Was es geglaubet hat.

10. Da ist mein theil und erbe
Mir prächtig zugericht',
Wenn ich gleich fall' und sterbe,
Fällt doch mein himmel nicht;
Muß ich auch gleich hier feuchten
Mit thränen meine zeit,
Mein Jesus und sein leuchten
Durchsüßet alles leid.

11. Wer sich mit dem verbindet,
Den satan fleucht und haßt,
Der wird verfolgt und findet
Ein' hohe, schwere last
Zu leiden und zu tragen,
Geräth in hohn und spott,
Das kreuz und alle plagen,
Die sind sein täglich' brod.

12. Das ist mir nicht verborgen,
Doch bin ich unverzagt,
Gott will ich lassen sorgen,
Dem ich mich zugesagt,
Es koste leib und leben,
Und alles, was ich hab',
An ihm will ich fest kleben
Und nimmer lassen ab.

13. Die welt, die mag zerbrechen,
Gott steht mir ewiglich,
Kein brennen, hauen, stechen,
Soll trennen ihn und mich,
Kein hunger und kein dürsten,
Kein' armuth, keine pein,
Kein zorn des großen fürsten
Soll mir ein' hind'rung sein.

14. Kein engel, keine freuden,
Kein thron, kein' herrlichkeit,
Kein lieben und kein leiden,
Kein' angst und herzeleid,
Was man nur kann erdenken,
Es sei klein oder groß,
Der keines soll mich lenken
Aus seinem arm und schooß.

15. Mein herze geht in springen,
Und kann nicht traurig sein,
Ist voller freud' und singen,
Sieht lauter sonnenschein.
Die sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ;
Das, was mich singend machet,
Ist, was im himmel ist.

Text Information
First Line: Ist Gott für mich, so trete
Author: Paul Gerhard (1676)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Kreuz-und Trost-Lieder
Notes: Mel. Valet will ich dir geben u. 53.
Tune Information
(No tune information)



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