375. Warum sollt' ich mich denn grämen?

1. Warum sollt' ich mich denn grämen?
Hab' ich doch
Christum noch,
Wer will mir den nehmen?
Wer will mir den himmel rauben?
Den mir schon
Gottes Sohn
Beigelegt im glauben.

2. Nackend lag ich auf dem boden,
Da ich kam,
Da ich nahm
Meinen erstan odem;
Nackend werd' ich auch hinziehen,
Wenn ich werd'
Von der erd'
Als ein schatten fliehen.

3. Gut und blut, leib, seel' und leben,
Ist nicht mein,
Gott allein
Ist's, der mir's gegeben:
Will er's wieder zu sich kehren,
Nehm' er's hin,
Ich will ihn
Dennoch fröhlich ehren.

4. Schickt er mir ein kreuz zu tragen,
Dringt herein
Angst und pein,
Sollt' ich drum verzagen?
Der es schickt, der wird es wenden,
Er weiß wohl,
Wie er soll
All' mein unglück enden.

5. Gott hat mich bei guten tagen
Oft ergötzt,
Sollt' ich jetzt
Auch nicht etwas tragen?
Fromm ist Gott und schärft mit maßen
Sein gericht;
Kann mich nicht
Ganz und gar verlassen.

6. Satan, welt und ihre rotten
Können mir
Michts mehr hier
Thun, als meiner spotten;
Laß sie spotten, laß sich lachen,
Gott, mein heil,
Wird in eil'
Sie zu schanden machen.

7. Unverzagt und ohne grauen
Soll ein christ,
Wo er ist,
Stets sich lassen schauen;
Wollt' ihn auch der tod aufreiben,
Soll der muth
Dennoch gut
Und sein stille bleiben.

8. Kann uns doch kein tod nicht tödten,
Sondern reißt
Unsern geist
Aus vieltausend nöthen,
Schleußt das thor des bittern leiden,
Und macht bahn,
Da man kann
Gehn zur himmelsfreuden.

9. Allda will mit süßer schätzen
Ich mein herz
Auf den schmerz
Ewiglich ergötzen:
Hier ist kein recht gut au finden:
Was die welt
In sich hält,
Muß im hui verschwinden.

10. Was sind dieses lebens güter?
Eine hand
Voller sand,
Kummer der gemüther.
Dort, dort sind die edlen gaben,
Da mein hirt,
Christus, wird
Mich ohn' ende laben.

11. Herr, mein hirt, brunn aller freuden,
Du bist mein,
Ich bin dein,
Niemand kann uns scheiden;
Ich bin dein, weil du dein leben
Und dein blut
Mir zu gut
In den tod gegeben.

12. Du bist mein, weil ich dich fasse,
Und dich nicht,
O mein licht!
Aus dem herzen lasse.
Laß mich, laß mich hingelangen,
Da du mich,
Und ich dich
Lieblich werd' umfangen.

Text Information
First Line: Warum sollt' ich mich denn grämen?
Author: Paul Gerhard (1676)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Kreuz-und Trost-Lieder
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(No tune information)



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