1. Ob gleich die Harf, ist gut und scharf

1 Ob gleich die Harf, ist gut und scharf
Daß sie in Ohren klinget,
Noch laut sie nicht, sie sey dann g'richt,
Kein Seyt ihr'n Hall richt bringet,
Wo man nicht recht, greifft oder schlägt,
Mit Kunst frey kühr, nach Tablatur,
Collectur und gut Reiflen.

2 Eben also, hält sichs auch do,
Mit David's Psalmen gute,
Wann du nicht bist, ein rechter Christ,
Sondern noch Fleisch und Blute,
So kling ist nicht zwar, in Gottes Ohr,
Ob du gleich meynst, er sey Gott's Freund,
Un hab recht Davids Harffen.

3 Bist du guts muths, voll Freud und guts,
Daß dein Mund überlauffet,
Alsdann brich auß, zur thür ins Hauß,
Würck das Gott in der schaffet
Sein's Geists inbrunst, sonst ists unsonst,
Es hilfft doch nicht, des Gelißners dicht,
Es wird ein höltzen Glächter.

4 Thu her dein Ohr, geh wäsch dich vor,
Lern wol thun, das Recht üben,
Gerechtigkeit, Barmhertzigkeit.
Und deinen Nächsten lieben:
Komm dann, biß still, nach deinem Will,
Wie sichs gebührt, du wirst erhört,
Eh du aufhörst zu bitten.

5 Auch sing und bitt, recht wie David,
Sonst ists ein leer Getümmel,
Viel laut Geschrey, kein Woll noch Ey,
Wie der Heuchler Gebrümmel,
In Mattheo, und auch Luca:
Ihr Mund schreyt her, ihr Hertz ist fern,
Vom Grund wohl tausend Meilen.

6 Sanct Paul uns heißt, durch Cristi Geist
Lobsingen und psalmieren,
Jacob dem Bott, folg du in Gott,
Den Herren preiß mit Zieren,
Gleich wie David, so laut dein Bitt,
Sonst wirds Gebet, zur Sünd gerecht,
Gott hört kein gottloß brüllen

7 Vor Gott recht hlt, mit Buß wie thät
Der hinden stuhnd im Tempel.
Ders Gebott hält, der ist erwählt.
Drum bitt nach recht Erempel,
Ob man hört schon, den Mund nicht gon,
Wie Mose stomm, und Hanna fromm,
Noch hört Gott was du bittest.

8 Viel stellen sich gleichwol kläglich
Als wärs ihn'n herzlich ernste:
Sie kommen her, wohl zu der Lehr,
Demüthig redt der härtzt.
Ein jeder meynt, sie wären Freund,
Durch Christi Lhr erbauet sehr,
Wenn sie also psalmiernen.

9 Man fragt und laufft, ja daß man offt
Dein Wort mit Ohren höret,
Rührts doch niemand, mit eim Glied an,
Zu thun nach reiner Lehre.
Ach das ist fern, von dir O Herr,
Machen nur viel Lieder-Kurzweil,
Mit dem Mund bloß hofieren.

10 Recht sagt der Herr, nicht ein jeder,
Der rufft und schreyet Herre
In mein Rich kommt, der also brommt,
Sondern wer thut mein Lehre.
Sonst kenn ich nit, den der da bitt.
Der Gleißner Art das Herze spart,
Gott ehren nur mit Leffzen.

11 Heb auf dein' Händ, gen Gott dich wend,
Mit deiner Seel und G'müthe,
Vor Gott recht tritt, von Herzen bitt,
Und danck ihm seiner Güte:
Dann klingt es wohl, ist Freuden voll,
Sonst hat dein g'sang thon oder Klang,
Ist nur ein Zungen-Dräschen.

12 Das Herz nur singt, was vor Gott klingt,
Dein Mund ist nor Dolmetsche,
Wast dein Herz steht, wie dein Mund geht
In des Herrn Gesetze:
Der Christi Bund, nimmt in der Mund,
Was sein Maul brunn weist's herz nit um
Gott spricht: Weicht auß ihr Spötter.

13 Christus strafft rauch, den Mißgebrauch,
Den treibt des Satans Rotte:
Wie auch strafft Paul, das man so faul
Als jetzt in dieser Note,
Die Sylben hellt, ohn Geist erbrellt,
Geht nur im schein, ist all's unrein,
Wiewohl sie schön thun singen.

14 Ein werck ohn Glaub, hält kurz die prob,
Was Cains Rott singt und thute,
Es muß Abel, da seyn ohn' Fehl,
Der Unfalsch thut das Gute.
Dir geb die Ehr, des Himmels Heer,
Mit Herz und Zung, alte und jung,
Durch Jesum Christum, Amen.

Text Information
First Line: Ob gleich die Harf, ist gut und scharf
Language: German
Publication Date: 1742
Tune Information
(No tune information)



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