389. Frommes herz, sey unbetrübet

1 Frommes herz, sey unbetrübet,
Und vertraue deinen Gott!
Halte still dem, der dich liebet,
Der abzehlet deine noth.
Laß du deinen Vater walten,
Der ja lange haus gehalten:
Er ist deine zuversicht,
Er verläßt die seinen nicht.

2 Mußt du gleich viel leid erfahren,
Wundre dich beswegen nicht,
Schaue nur vor alten jahren
Aller heiligen geschicht:
Ist auch jemand ohne leiden
Kommen in den Saal der freuden?
Nein, sie haben alle theil,
So am creutze, wie am heil.

3 Nim vor dich in allen stücken
Deines Jesu lebens-lauf:
Nim sein creutz auf deinen rücken,
Nim es doch nur willig auf.
Gott wird dir, in jenem leben,
Seligkeit und himmel geben:
Denn du wird auch aller hohn
Dir zu einer ehren-kron.

4 Jesus ist durch schweres leiden
Gangen ein zur herrlichkeit;
Und du woltest nur in freuden
Hier zubringen deine zeit?
Wahrlich, du mußt hier mit weinen,
Wann dir dort das licht soll scheinen:
Wenn der knecht ist wie sein herr,
Was will denn der knecht ihm mehr?

5 Und was siehest du zurücke
Auf das thun der argen welt?
Was siehst du auf ihre tücke,
Auf das netz, das sie dir stellt?
Stehe nur auf das erbarmen,
Womit Got dich will umarmen:
Nach dem leiden, spott und hahn,
Reicht er dir die ehren-kron.

6 Laß den alten drachen wüthen,
Laß ihn toben, weil er kan,
Laß ihn seine frucht ausbrüten,
Daß sein ziel bald nah heran!
Gott wird seine zeit schon finden,
Ihn mit ketten anzubinden;
Denn wird er ihn von dem stuhl
Grossen in den feuer-pfuhl.

7 Aber dich wird er erhöhen,
Wenn du true verbleiben bist;
Du wirst in die freud eingeben,
Wenn dein weh vorüber ist:
Du wirst in dem freuden-saale
Sitzen bey dem abendmahle,
Mit der patriarchen schaar,
Wenn das heil wird offenbar.

8 Drum laß sie das maaß der sünden,
Nach gefallen machen voll,
Endlich wird der Herr sie finden
Auf der breiten lasterbahn:
Laß sie nur so ferner machen,
Und zu ihrem unglück wachen.
Gott weiß schon maaß, zeit und ziel,
Und wird kommen wenn er will.

9 Aber harre du indessen,
Leid' und traue deinem Gott;
Der wird deiner nicht vergessen,
Wird im hunger geben brodt;
Er wird dich von allem bösen
Mit gar starkem arm erlösen,
Daß kein unfall ewiglich
Stürz und überwinde dich.

10 Du vielmehr wirst überwinden;
Weil dein Jesus dich erhält;
Du wirst bey Gott gnade finden,
Weil dein wesen ihm gefällt;
Er wird hier in allen nöthen,
Als dein helfer, zu dir treten,
Und dort in der herrlichkeit
Wohl belohnen alles leid.

Text Information
First Line: Frommes herz, sey unbetrübet
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Vom Creutz und Leiden; Of the Cross and Suffering
Notes: Mel. Alle menschen müssen sterb.
Tune Information
(No tune information)



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