660. Unerschaffne lebens-sonne

1 Unerschaffne lebens-sonne,
Licht vom unerschaffnen licht,
Das die finsterniß durch bricht!
Gehe auf zu meiner wonne,
Und bestrahle meinen sinn,
Da man spricht: der tag ist hin!

2 Finster ist mein ganzes wesen,
Und Egyptens dunkles nacht,
Die die höll hervor gebracht,
Macht, daß ich nicht kan genesen,
Wo nicht deiner klarheit schein
Meine kräfte nimmer ein.

3 Ach! drum dringet meine seele
Aus der sünden dunkelheit
Hin zu deiner heiterkeit,
Die ich mir zum trost erwähle,
Wenn der finsterniß verdruß
Ich mit schmerzen leiden muß.

4 Denn die sünde bringt uns leiden,
Als die aus dem abgrund ist,
Von dem, der durch seine list,
Uns geführet in ein scheiden
Von der liebe, die so zart
Sich ehmals mit uns gepaart.

5 Aber dein licht ist das leben,
Das die todten wecket auf,
Und besördert ihren lauf.
O, was freude kan es geben!
Nichts als lauter wollust ist,
Wo du licht und leben bist.

6 Laß mich diese wollust schmecken,
Die so keusch und heilig macht,
Daß ich fremdes gar nicht geht
Reisse weg die sünden-decken,
Welche machen, daß dein glanz
Mein herz nicht erfüllet ganz.

7 O! daß doch der abend kUame,
Da es soll so lichte seyn,
Und des Geistes heller schein
Und dir machte recht bequeme:
Ja, was mehr, daß ich imsinn
Hören möcht: die nacht ist hin.

8 Nunmehr ist der tag erschienen,
Der nicht seines gleichen hat,
Da der güldnen Gottes stadt
Soll zur sonn und leuchte dienen
Das Lamm Gottes, gloria!
Auf, triumph! der tag ist da!

Text Information
First Line: Unerschaffne lebens-sonne
Language: German
Publication Date: 1826
Topic: Abend-Lieder; Evening Songs
Notes: Mel. Ach! was soll ich sünd.
Tune Information
(No tune information)



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