170. Es spricht der unweisen mund wohl

1. Es spricht der unweisen mund wohl,
Den rechten Gott wir meinen,
Doch ist ihr herz unglaubensvoll,
Mit that sie ihn verneinen.
Ihr wesen ist verderbet zwar,
Für Gott ist es ein gräuel gar,
Es thut ihr'r keiner kein gut.

2. Gott selbst vom himmel sah herab
Auf aller menschen kinden,
Zu schaen sie er sich begab,
Ob er jemand würd' finden,
Der sein'n verstand gerichtet hätt',
Mit ernst nach Gottes willen thät',
Und fragt nach seinem willen.

3. Da war niemand auf rechter bahn,
Sie war'n all' ausgeschritten,
Ein jeder ging nach seinem wahn
Und hielt verlorne sitten.
Es thät ihr'r keiner doch kein gut,
Wie wohl gar viel betrog der muth,
Ihr thun sollt' Gott gefallen.

4. Wie lang' wollen unwissen sein,
Die solche müh' aufladen,
Und fressen dafür das volk mein,
Und nähr'n sich mit sein'm schaden?
Es steht ihr trauen nicht auf Gott,
Sie rufen ihm nicht in der noth,
Sie woll'n sich selbst versorgen.

5. Darum ist ihr herz nimmer still,
Und steht allzeit in furchten,
Gott bei den frommen bleiben will,
Dem sie mit glauben g'horchen.
Ihr aber schmäht des armen rath,
Und höhnet alles, was er sagt,
Daß Gott sein trost ist worden.

6. Wer soll Israel dem armen
Zu Zion heil erlangen?
Gott wird sich sein's volks erbarmen,
Und lösen die gefangenen.
Das wird er thun durch seinen Sohn,
Davon wird Jakob wonne han,
Und Israel sich freuen.

Text Information
First Line: Es spricht der unweisen mund wohl
Author: Dr. Martin Luther (1546)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Von dem Worte Gottes und der christlichen Kirche
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