268. Gott! du hast in deinem Sohn

1. Gott! du hast in deinem Sohn
Mich von ewigkeit erwählet;
Sende nun von deinem thron,
Was noch meinem heile fehlet,
Und gib mir des Geistes gaben,
Sodann werd ich alles haben.

2. Ach! ich bin lebendig todt,
Und zum guten ganz verloren;
Heil'ger Geist, mein Herr und Gott!
Mache du mich neu geboren!
Denn das fleisch ist mein verderben,
Und kann nicht den himmel erben.

3. Treibe weg die finstre nacht
Meiner irrigen gedanken;
Dämpfe das, was Gott veracht',
Halte die vernunft in schranken,
Daß ich anders nicht als gerne
Selbst von dir die weisheit lerne.

4. Was mein herze dicht't und tracht't,
Ist von jugend auf nur böse;
Aber hilf! daß deine macht
Mich auch von mir selbst erlöse;
Und zu allen guten dingen
Gib mir wollen und vollbringen.

5. Schaffe mir ein reines herz,
Daß ich stets an Gott gedenke,
Und mich oft mit reu' und schmerz
Ueber meine sünden kränke!
Doch nach den betrübten stunden
Führe mich in Jesu wunden.

6. Pflanze mich daselbst in ihn,
Als ein glied an seinem leibe,
Und wenn ich sein eigen bin,
Hilf mir, daß ich es auch bleibe,
Er sei stock, und ich die rebe,
Daß ich ganz in Jesu lebe.

7. Hierzu bitt' ich diese drei:
Glaube, hoffnung und die liebe;
Steh' auch sonst mir also bei,
Daß kein teufel mich betrübe.
Gib mir demuth, fried' und freude,
Und auch sanftmuth, wenn ich leide.

8. Hilf mir reden recht und wohl,
Auch zuweilen gar nichts sagen.
Hilf mir beten, wie ich soll,
Hilf mir auch mein kreuze tragen.
Wenn es zeit ist, hilf mir sterben,
Und dabei den himmel erben.

Text Information
First Line: Gott! du hast in deinem Sohn
Author: Caspar Neumann (1715)
Language: German
Publication Date: 1862
Topic: Vom christlichen Leben
Notes: Mel. Liebster Jesu, wir sind hier. 45.
Tune Information
(No tune information)



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