323. Ein Danklied für die höcshten Wohlthaten, so uns Gott in Christo erzeigt hat

1 Nun freut euch, lieben Christen g'mein,
und laßt uns fröhlich springen,
daß wir getrost und all' in ein
mit Lust und Liebe singen:
was Gott an uns gewendet hat,
und seine süße Wunderthat;
gar theu'r hat Er's erworben.

2 Dem Teufel ich gefangen lag,
im Tod war ich verloren,
mein' Sünd' mich quälet Nacht und Tag,
darin ich war geboren.
Ich fiel auch immer tiefer drein,
es war kein Gut's am Leben mein,
die Sünd' hat mich besessen.

3 Mein' gute Werk' die golten nicht,
es war mit ihn'n verdorben,
der frei' Will' hasset' Gott's Gericht,
er war zum Gut'n erstorben.
Die Angst mich zu verzweifeln trieb,
daß nichts denn Sterben bei mir blieb,
zur Höllen mußt ich sinken.

4 Da jammert's Gott in Ewigkeit,
mein Elend übermaßen,
Er dacht' an sein' Barmherzigkeit,
Er wollt' mir helfen lassen:
Er wandt' zu mir sein Vaterherz,
es war bei Ihm fürwahr kein Scherz,
Er ließ's sein Besten kosten.

5 Er sprach zu seinem lieben Sohn:
die Zeit ist hie zu 'rbarmen,
fahr' hin, mein's Herzens werthe Cron
und sei das Heil der Armen,
und hilf ihm aus der Sünden-Noth,
erwürg' für ihn den bittern Tod,
und laß sie mit Dir leben.

6 Der Sohn dem Vater g'horsam ward,
Er kam zu mir auf Erden,
von einer Jungfrau rein und zart,
Er wollt' mein Bruder werden.
Gar heimlich führt' Er sein' Gewalt,
Er ging in meiner armen G'stalt,
den Teufel wollt' Er fangen.

7 Er sprach zu mir: halt' dich an mich,
es soll dir jetzt gelingen,
ich geb' mich seber ganz für dich,
da will ich für dich ringen:
denn ich bin dein und du bist mein,
und wo ich bleib', da sollt du sein,
uns soll der Feind nicht scheiden.

8 Vergießen wird man mir mein Blut,
dazu mein Leben rauben,
das leid' ich alles dir zu gut,
das halt mit festem Glauben.
Den Tod verschlingt das Leben mein,
mein' Unschuld trägt die Sünde dein,
da bist du selig worden.

9 Gen Himmel zu dem Vater mein
fahr ich aus diesem Leben,
da will ich sein der Meister dein,
den Geist will ich dir geben,
der dich in Trübsal trösten soll
und lehren mich erkennen wohl
und in der Wahrheit leiten.

10 Was ich gethan hab' und gelehrt,
das sollt du thun und lehren,
damit das Reich Gott's werd' gemehrt,
zu Lob und seinen Ehren,
und hüt dich für der Menschen G'satz,
davon verdirbt der edle Schatz,
das laß ich dir zu letzte.

Amen.

Text Information
First Line: Nun freut euch, lieben Christen g'mein
Title: Ein Danklied für die höcshten Wohlthaten, so uns Gott in Christo erzeigt hat
Author: Dr. M. Luther (1546)
Language: German
Publication Date: 1848
Topic: Gesänge vom der Rechtfertigung des armen Sünders vor Gott; Justification
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